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Was man noch sagen darf : Die neue Lust am Tabu

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Was darf man heute noch sagen? Eigentlich alles. Dennoch stellen sich viele Menschen genau diese Frage. Sie haben das GefĂŒhl, man könne sich mit bestimmten Redeweisen oder Aussagen schnell den Mund verbrennen, werde fĂŒr die falschen Ansichten geschasst und diffamiert. Stimmt das?

TatsĂ€chlich laden manche den Appell zu gendergerechter, mitmeinender, antistigmatisierender oder respektvoller Sprache moralisch extrem auf. Die so erzeugte Scham soll bestimmte Aspekte und Argumente aus der Diskursarena ausschließen. Doch sie bewirkt eher das Gegenteil: Die Folgen sind Trotz und verhĂ€rtete Fronten. Letztlich dienen solche moralisierenden Vorhaltungen und das »Shaming« in sozialen Medien also nicht der Sache, sondern der Aufwertung des eigenen Egos. Es ist ein Spiel um Status und Zugehörigkeit. Andere wiederum, vor allem am rechten Rand des politischen Spektrums, reden Tabus bewusst herbei, um sich als FreiheitskĂ€mpfer zu inszenieren. Beides geht an der RealitĂ€t vorbei und vergiftet die Debattenkultur. So entsteht eine Spirale aus Empörung und TabubrĂŒchen, die uns nicht weiterbringt.

Was wir stattdessen brauchen, ist mehr Mut zur gegenseitigen Zumutung, Klarheit im Argumentieren und ein ironisches VerhÀltnis zum Tabu.