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Wundgeil

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Rettungswagenfahrer Torsten Schorf hat unbegrenzten Zugriff auf entzĂŒndete Pusteln und fiebrige Geschwulste. Alles Kranke regt seine Phantasie, ob offen oder abgeheilt. Im streng religiös geprĂ€gten Haus seiner Großmutter lernt er ThrombosestrĂŒmpfe lieben und ranzige Pflaster. Wie ein Mensch verschwindet zwischen Katheter und Saftbeutel. Gewicht verliert und Lebensfreude. Offene Infekte gewinnt und neue Liebhaber. Jede Fotze ist eine offene Wunde, Eiter ihr sĂŒĂŸer Nektar. Ist er der neue Messias?

ICH LECKE DEINE WUNDEN. DEINE SÜNDEN SIND VERGEBEN.

Omas Vanillegeheimnis wurde gelĂŒftet, es gab kein Halten mehr. Erst kam nur ein dĂŒnner Strahl. Dann gab das geschundene Gewebe nach, und eine körnige Pampe floss wie Haferbrei. Flutete sein Gesicht, flutete seinen Mund. Rann aus Torstens Mundwinkeln. Jeder vernĂŒnftige Mensch hĂ€tte sein Antlitz abgewendet, um ja nichts abzubekommen. Torsten öffnete seinen Mund, um ihren eitrigen Sturzbach zu trinken. Gott gab reichlich. Mehr als ein Mensch trinken konnte oder essen, die Paste war dick und gehaltvoll. Torsten schluckte und trank. Verdaute, wo es dickflĂŒssig wurde. Schloss die Augen, wo es seine Sicht vernebelte. Verrieb es auf der Haut, dick und sĂ€mig wie das Gruppenejakulat einer Orgie. Wann hatte er sich seiner Kleidung entledigt? Torsten konnte sich nicht erinnern.

"Den Pimmel kenne ich doch. Dein Vater hatte genauso einen."

"Ist nicht wahr."

"Brauchst mir nicht erzĂ€hlen. Ich habe den Kleinen immer gewaschen. Bis Heinz die Aufgabe selbst ĂŒbernahm. Dann aber war er sehr eifrig davon erfĂŒllt. Weit ĂŒber das Pflichtsoll hinaus schrubbte er seinen Pillermann."

Eiter fĂŒllte Torstens Backen, mehr als er je hĂ€tte trinken können. Es floss in die fernen Winkel seiner Lippen. Es fĂ€rbte seinen Gaumen mit einer olfaktorischen Signatur. Ranzig und verdorben wie ihre Seele. Was wusste Friede schon von Gott? Sie verfaulte am eigenen Leibe. Ihr Nektar nĂ€hrte ihren Enkel, Gelee royale einer Königin.