Es war einer dieser Morgen, an denen die Luft über Marseille wie ein dünner Film aus Staub und Salz lag. Die Sonne hatte sich noch nicht entschieden, ob sie den Tag mit Glanz oder mit Dunst beginnen wollte. Ich stand am Fenster meines Büros im Polizeipräsidium am La Canebière, den ersten Kaffee des Tages in der Hand, und beobachtete, wie das Leben draußen langsam Fahrt aufnahm. Die Stadt war wie ich: Sie brauchte Zeit, um in Gang zu kommen.
Mein Name ist Pierre Marquanteur, Commissaire der FoPoCri – der Force de Police Criminelle – Marseille. Die meisten nennen mich einfach Marquanteur, und das ist mir auch lieber so. Titel sind in dieser Stadt ohnehin nur Schall und Rauch. Was zählt, ist, was du tust, wenn es darauf ankommt.
An diesem Morgen war ich früh im Büro. Zu früh, wie mein Kollege François Leroc behauptete, der mit einer Tüte Croissants und einem zerknitterten Hemd hereinplatzte. "Du bist doch nicht etwa freiwillig vor acht Uhr hier, Pierre?" fragte er und ließ sich auf den Stuhl gegenüber meines Schreibtischs fallen.
"Schlaf ist überbewertet," murmelte ich und nahm einen Schluck Kaffee. "Außerdem hat Marteau angerufen. Er will uns gleich sehen."