Sie ist jung, sie ist schön, und sie ist stolz – ihr Vater, der alte Graf und Patriarch Benno von Waldenburg, weiß genau, warum er seine Lieblingstochter dazu auserkoren hat, die Herrin auf Schloss Waldenburg zu werden. Es ist die große Überraschung, die er auf der herrlichen Feier anlässlich seines 60. Geburtstags verkündet. Sie führt zum Eklat – denn sein maßloser, ungeratener Stiefsohn Ingo denkt gar nicht daran, auf seine Ansprüche zu verzichten. Er will vor Gericht klagen. Die gräfliche Familie wird unruhige Zeiten erleben.
Die junge Gräfin ist eine Familiensaga, die ihresgleichen sucht. Die junge Gräfin ist eine weit herausragende Figur, ein überzeugender, zum Leben erwachender Charakter – einfach liebenswert.
Wenn man Worte wie ›Zeit und Raum vergessen‹, ›Ein Augenblick der Ewigkeit‹, ›Vor lauter Glück dahinschmelzen‹ oder ›Vor Liebe fast zerspringen‹ hörte, dann musste man schmunzelnd an Kitschromane denken, weil es so etwas natürlich im wahren Leben nicht gab. Auch Alexandra hätte so gedacht, auch sie hätte lachend den Kopf geschüttelt. Doch jetzt erlebte sie das alles in den Armen von Mike. Selig lag sie in seinen Armen, genoss seine Nähe, seine Küsse. Sie klammerten sich aneinander, als wollten sie sich niemals mehr loslassen. Sie hatten wirklich Zeit und Raum vergessen, durchlebten einen Augenblick der Ewigkeit, in dem sie vor lauter Glück dahinschmolzen, und ihre Herzen drohten vor lauter Liebe fast zu zerspringen. Ein ungehaltenes Räuspern und eine Stimme: »Darf ich vielleicht bitte mal durch?«, brachten Alexandra und Mike in die Wirklichkeit zurück. Erst jetzt bemerkten sie die alte Dame, die böse dreinblickte, und es fiel ihnen auf, dass sie den Hauseingang blockierten. Alexandra wurde vor lauter Verlegenheit rot. Mike ließ sie los und wandte sich mit einem hinreißenden Lächeln an die alte Dame. »Bitte, entschuldigen Sie. Wir haben Sie nicht bemerkt.« »Ist schon gut«, sagte diese versöhnlich, weil sie offensichtlich Mikes Charme nicht widerstehen konnte, »war schließlich auch mal jung.« Sie schob sich an beiden vorbei, ging ins Haus, Mike und Alexandra standen sich gegenüber. Jetzt, da die Gegenwart sie wiederhatte, waren sie beide ein wenig unsicher, denn mit dem, was da über sie hereingebrochen war, hätten sie beide nicht gerechnet. Es war ganz einfach geschehen, und im Grunde genommen fühlte es sich doch auch gut an. Alexandra traf Anstalten, etwas zu sagen, doch da legte er ihr rasch behutsam einen Finger auf die Lippen, weil er wohl ahnte, dass sie so etwas wie eine Entschuldigung hervorbringen wollte. Und das passte nicht.