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Der Weg nach Afrika : Jahre der Entscheidung

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In Afrika sollst du nicht leben, ohne der Armut etwas abzugeben, denn wer als Mensch will immer nehmen, der sollt sich der Armut andrer schÀmen.

An der Armut wird sich von allein nichts Àndern. Die Taten sind's, die zÀhlen, was dich auf die Waage stellt und misst.

Die Sirenen heulten das zweite Mal und lĂ€nger auf, und Dr. Lizette konnte ihre NervositĂ€t nicht verbergen, als aus dem Dorf mit einem LĂ€rm die schweren Haubitzen ihre Salven schossen, die in der Ferne hörbar detonierten. "Das hört sich ja wie Krieg an", sagte Dr.Lizette mit bleichem Gesicht. Dr. Ferdinand meinte, dass die Schiesserei zu dieser Tageszeit ungewöhnlich sei, man sich daran aber auch gewöhnen mĂŒsse. "Das hört sich nicht gut an", erwiderte Dr. Lizette. Die AbschĂŒsse waren so heftig, dass der Boden vibrierte und die Instrumente auf dem Tisch klimperten. Mit dem Wissen, dem Schicksal nicht entrinnen zu können, legte Dr. Ferdinand den Verband an und half beim RĂŒberheben des Patienten auf die Trage.

Er zog sich im Umkleideraum um, als ein schweres Geschoss ĂŒber das Dach zischte, dass die Fenster klapperten und die TĂŒren schlugen. Er sah, wie die Schwestern im Korridor hin und her liefen, und dachte an die Worte des Brigadiers, dass viel auf dem Spiel stehe und die Weissen auf dem Pulverfass sĂ€ssen, das jederzeit hochgehen könne. Dr. Ferdinand wurde es von Tag zu Tag klarer, dass das weisse Apartheidsystem nicht mehr weit vom Ende ist. Er verliess mit Dr. Lizette das 'theatre', die bleich im Gesicht war, weil ihr die Schiesserei in die Knochen gefahren ist. Sie trennten sich vor der OPD (Outpatient department), als Dr. Lizette den Satz mit dem Wort 'Zukunft' nicht zu Ende sprach, weil ihr da etwas dazwischengefahren oder dazwischen gefallen ist, und Dr. Ferdinand zum Untersuchungsraum 4 ging, um vor der Mittagspause noch einige Patienten zu sehen, die sich auf den BĂ€nken stauten.