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Petitessen, Pretiosen: Die Prosaminiatur in Japan um 1910

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Die Vorliebe fĂŒr kleine und kleinste Formen in Kunst und Literatur kennzeichnet den Zeitgeist um die Jahrhundertwende nicht nur in Europa. In Japan erlebte die als "neu" empfundene Form der Prosaminiatur ungeahnten Aufschwung mit Höhepunkt um 1910 – kurze, meist skizzenhafte Texte, sog. shĂŽhin (wörtlich: "kleine StĂŒcke"), ĂŒberschwemmten den Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt, und zahllose SammelbĂ€nde, Anthologien und Serien mit Kurzprosa wurden begeistert gelesen.

Dieses Buch bietet einen umfassenden Überblick ĂŒber die schillernde Vielfalt der japanischen Prosaminiatur im frĂŒhen 20. Jahrhundert und fragt nach den HintergrĂŒnden ihrer PopularitĂ€t. Ein umfangreicher Übersetzungsteil nebst eingehender Analyse der enthaltenen Texte sowie die vergleichende Erörterung zeitgenössischer poetologischer Äußerungen lassen die charakteristischen Merkmale des shĂŽhin erkennen, das sich durch seine eigentĂŒmliche Zwischenstellung im Grenzbereich zwischen Skizze, Prosagedicht, Betrachtung und Kurzgeschichte auszeichnet. Die Rolle der journalistischen Medien als genrebildender Instanz wird ebenso beleuchtet wie EinflĂŒsse seitens der traditionellen Literatur und der westlichen Jahrhundertwende sowie der historische, sozial- und literaturgeschichtliche Kontext dieses hybriden Genres im Werden.

Nicht nur Fachleute, d.h. Literaturwissenschaftler aus den philologischen Fachbereichen, insbesondere der Japanologie, der Germanistik und der Vergleichenden Literaturwissenschaften, sind angesprochen, sondern Freunde japanischer Literatur und Liebhaber kleiner Prosa allgemein.