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Hochzeit in der Engelsburg

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Manchmal ist es ein Buch, das andere BĂŒcher produziert, zumindest schreibende Leute dazu anregt, sich einem spannenden Stoff zuzuwenden. Genauso ist es in diesem Falle gewesen – wobei sich die Autorin, die bei Studien in italienischen Archiven, Klöstern und Bibliotheken in Ferrara auf ein Buch aus dem Jahr 1497 ĂŒber 183 ausgewĂ€hlte und berĂŒhmte Frauen gestoßen war, sich hiervon zu dem Thema Frauen in der Geschichte anregen ließ. Oft und noch immer wird Geschichte aus mĂ€nnlicher Sicht oder zumindest so erzĂ€hlt, als hĂ€tten nur MĂ€nner als Helden und große MĂ€nner gewirkt. Es gab (und gibt) jedoch auch Heldinnen und große Frauen.

FĂŒr Italien stellt uns Sigrid Grabner acht davon vor: die Auswahl reicht von Marozia von Tusculum (gest. 932) und Matilde von Tuscien (1046–1115) ĂŒber Johanna von Neapel (1326–1382), Caterina von Siena (1347–1380) und Caterina Sforza (1463–1509) sowie Giulia Gonzaga (1513–1566) bis zu Vittoria Colonna (1492–1547) und Olympia Morata (1526–1555). Mit ihren lebendigen Beschreibungen lĂ€dt uns die Autorin zu einer Reise in das oft noch unbekannte Land weiblichen Lebens, Strebens und KĂ€mpfens ein, dargestellt zumeist an einer Situation, in der sich diese acht Frauen ĂŒber die Schranken ihrer Umwelt und ihrer eigenen Gewohnheiten hinwegsetzen. Sie begehren auf, kĂ€mpfen, werden schuldig, wachsen ĂŒber sich hinaus.

So vermittelte MarkgrĂ€fin Matilde von Tuscien, die „Braut Gottes“, die aus der Ehe des mĂ€chtigen LangobardenfĂŒrsten Bonifatius mit Beatrix von Oberlothringen und durch ihre Mutter mit dem deutschen Kaiserhaus verwandt und eine der mĂ€chtigsten Adligen in Italien in der zweiten HĂ€lfte des 11. Jahrhunderts war, im Investiturstreit zwischen weltlicher und geistlicher Macht, zwischen König Heinrich IV. und Papst Gregor VII. – landlĂ€ufig bekannt durch den berĂŒhmten „Gang nach Canossa“. Der Nachwelt blieb vor allem ihre Rolle bei der Begegnung zwischen Papst Gregor VII. und König Heinrich IV. in den spĂ€ten Januartagen des Jahres 1077 in Erinnerung. Nach ihrem Tode wurde Matilde ĂŒbrigens als erste Frau in Sankt Peter in Rom bestattet.

Die Gelehrte Olympia Morata, die auf der Flucht vor der Inquisition in Deutschland Zuflucht findet, ahnt hinter EnttĂ€uschungen und Niederlagen eine neue Zeit mit einer freieren Lebensauffassung, die nicht mehr ĂŒberschattet wird von den politischen Auseinandersetzungen zwischen PĂ€psten und weltlichen Herrschern, den widerstreitenden Machtinteressen der Adelsfamilien, von Intoleranz und Ketzerverfolgungen.