Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte man, daĂ auch die Zeit nach dem Wiener KongreĂ ihren Stil gehabt hatte. Nachdem jener auf den Spottnamen "Biedermeier" getauft worden war, erlebte er bald eine Renaissance. Während die einen den Biedermeierstil aufgriffen, um den Reigen der Stilwiederholungen fortzusetzen, erkannten andere in ihm einen Erzieher zu Sachlichkeit und ZweckmäĂigkeit. Das Neubiedermeier stand somit mitten im Spannungsfeld zwischen aufkeimender Moderne und dem noch längst nicht Ăźberwundenen Historismus, was zu zahlreichen Diskussionen und Polemiken fĂźhrte.
"Biedermeier als Erzieher" stellt die Rezeptionsgeschichte des als bĂźrgerlich verstandenen Stiles sowie charakteristische Beispiele neubiedermeierlicher Raum- und Baukunst von Bruno Paul, Paul Schultze-Naumburg und vielen anderen Gestaltern und Architekten vor. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Breitenwirkung dieses Stilphänomens, das sich vom Kunstgewerbe bis zur Gartenkunst, von der Gebrauchsgraphik bis zum Kabarett beobachten läĂt.
Im Anhang sind wichtige Textdokumente zum Neubiedermeier gesammelt.
Diss. Bonn 1994.