Luis Buñuel, GroĂmeister des absurden Humors in "Der diskrete Charme der Bourgeoisie" und "Das Gespenst der Freiheit", wundert sich in seiner Autobiographie ĂŒber die Reaktion, die einer seiner frĂŒhen Filme in den fĂŒnfziger Jahren ausgelöst hat. Als "Der FluĂ des Todes", den er selbst als eine Schilderung von "bedenkenlos[en] und zum Teil grundlos begangenen Morden" charakterisiert, in Venedig gezeigt wurde, "lachte das Publikum und schrie: 'Noch einen! Noch einen!'" Michail Bachtin hĂ€tte ihm zur Seite springen und erklĂ€ren können, daĂ er sehr genau ein Weltempfinden in den Leuten angesprochen hat, das er als "karnevalesk" bezeichnet, ein Verlachen jeglicher AutoritĂ€ten wie eben den Tod.
Die Studie will diesen Dialog zwischen FilmkĂŒnstler und Theoretiker ermöglichen und in der Untersuchung der thematischen und motivischen Konstanten im Werke Buñuels die AffinitĂ€ten zu Bachtins Kultursemiotik herausstreichen.
Die Filme werden dabei aus der gĂ€ngigen Klassifizierung als "BĂŒrgerlichkeitsattacke" auf der einen und "bewuĂter Sinnlosigkeit" auf der anderen Seite herausgelöst und als Ausdruck einer Volkskultur verstanden, die in ihrer heiteren RelativitĂ€t ĂŒber den individuellen Menschen hinausgeht und die Unsterblichkeit des "Gattungskörpers" feiert.