Ziel dieses philosophisch-allegorischen Inselromans des arabisch-andalusischen Denkers Ibn Tufail ist die Verteidigung der Philosophie als rationale Form der Erkenntnis.
Ibn Tufail antwortete damit auf die Angriffe al-Ghazalis, der die philosophische (aristotelische) Methodik bzw. deren Vereinbarkeit mit der Orthodoxie des Islam in Frage stellte. Entgegnet wird dieser Kritik im
Hauptteil des Traktats, wo die rationale, der natĂŒrlichen Veranlagung des Menschen angemessene Struktur des philosophischen Wissenskanons aufgezeigt wird, und durch den Nachweis, dass philosophische Erkenntnis sehr wohl mit den Inhalten der Offenbarungsreligion ĂŒbereinstimmt, viel besser sogar als die bloĂ symbolhafte Religion der breiten Masse.
Zugleich wird aber die von al-Ghazali vollzogene Wendung hin zur Mystik aufgenommen, indem die unmittelbare, intuitive Erfahrung als Erkenntnisform etabliert und dem theoretischen Erfassen gleichgestellt, ja ĂŒbergeordnet wird. Beide Wege, die der Philosophie und der Sufik, werden dabei miteinander verwoben. FĂŒr diese Einbindung der Sufik in die Philosophie wird die AutoritĂ€t Ibn Sinas in Anspruch genommen, indem ihm unter dem Titel der »orientalischen Weisheit« eine esoterisch-sufische Lehre zugeschrieben wird.
GroĂe Beachtung fand der Traktat in den religionskritischen Debatten des 18. Jahrhunderts. Wiederentdeckt wurde er 1952 von Ernst Bloch, der in Ibn Tufails Traktat den Grundglauben der AufklĂ€rung bestĂ€rkt
sah, »dass der Mensch auĂer seiner Vernunft einen Glauben nicht brauche«.