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Der Philosophiebegriff der interkulturellen Philosophie

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Bei Hegels Philosophiebegriff geht es um die eurozentrische Zuspitzung der Philosophiebegriffs der europäisch-westlichen philosophischen Tradition. Insofern hat er paradigmatischen Charakter. Obwohl Hegels Philosophie in der Philosophiegeschichte nach ihm umstritten ist und es zu entscheidenden Veränderungen und Weiterentwicklungen kommt, bis hin zu Heidegger und Derrida, bleibt sein eurozentrischer Philosophiebegriff bis heute wirksam.

Die traditionelle Philosophie in Afrika sßdlich der Sahara steht beispielhaft fßr die Philosophie in Kulturen mit primär mßndlichen Formen der Kommunikation. Mit ihrer Anerkennung als Philosophie kann der eurozentrische Philosophiebegriff definitiv ßberwunden und Philosophie im Prinzip in allen Kulturen angenommen werden.

Der Philosophiebegriff der interkulturellen Philosophie läßt sich dahingehend zusammenfassen, daß philosophische Diskurse aus sich selbst überzeugend und von jedweder äußeren Autorität unabhängig sind.

Eine diesem Philosophiebegriff entsprechende Konzeption von Philosophiegeschichte/n zeigt das Auftreten von Veränderungen im philosophischen Denken in allen Kulturen auf und erklärt die Eigenart dieser Veränderungen. Der so gewonnene Philosophiebegriff und die entsprechende Konzeption der Philosophiegeschichte/n werden in der Praxis der interkulturellen Philosophie seit den 1980er Jahren vorausgesetzt.

Zum Autor: Heinz Kimmerle, geboren 1930, ist emeritierter Professor fßr Philosophie. Während der letzten fßnf Jahre seiner Anstellung war er Inhaber eines Stiftungs-Lehrstuhls fßr Grundlagen der interkulturellen Philosophie an der Erasmus Universität Rotterdam. Seine Forschungsarbeit richtet sich seitdem vor allem auf die interkulturelle Philosophie mit dem Schwerpunkt afrikanische Philosophie.