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Der Reporter

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Santo Domingo, April 1965: Drückende Stille über der Insel. Noch vor John F. Kennedys Ermordung ist hier sein demokratischer Versuch gescheitert. Ein Militärputsch hat das „Schaufenster" zerstört. Als hätte es weder Trujillos 30-jährige Schreckensherrschaft noch die sieben Monate des Sozialreformers Juan Bosch gegeben, herrscht die alte Oberschicht — gedeckt von konservativen US-Beamten und Wirtschaftsmächten...

Da erhebt sich mit der Garnison plötzlich das Volk in der Hauptstadt. Bürgerkrieg! Und niemand — kein Diplomat, kein Geheimdienstler, kein Reporter — hat das kommen sehen. Der Aufstand greift auf das Hinterland über. Präsident Johnson will ihn unter dem Vorwand, eigene Bürger zu retten, mit zwei Divisionen schlagartig ersticken. „Was richten wir denn in Vietnam aus", fragt er seinen Krisenstab, „wenn wir nicht mal klar Schiff machen können in der Dominikanischen Republik?" So entbrennt, in der ältesten Stadt Amerikas, die Schlacht um den Weg einer formell freien Nation — vor den Augen der Weltöffentlichkeit. Denn in vier Monaten Bürgerkrieg wird dies immer mehr ein Kampf der Meinungen und der Berichte, geführt von den Massenmedien vieler Länder, die ihre Vertreter entsenden.

Dies ist die Geschichte eines nordamerikanischen Auslandskorrespondenten. Mit all seinen Lebensproblemen — und der karrierelüsternen Gefährtin — findet er sich jäh im Hexenkessel wieder, an der Nachrichtenfront des Kriegsschauplatzes Nummer eins. Dort trifft er Menschen aller Schichten und politischen Schattierungen, um aus ihren Worten und Taten ein Mosaik der Wahrheit zu gewinnen... Menschen, die der Belastung gewachsen sind, und solche, die daran zugrunde gehen, körperlich und seelisch. Und auch er selber, nicht sehr gesund, scheint mehr als einmal zu erliegen: dem Zwang zum Erfolg, dem Tempodruck, den Versuchungen und schließlich Drohungen beruflicher, ja physischer Vernichtung.

Hier, vor dem Hintergrund eines gut dokumentierten Vorgangs von weltpolitischem Rang, wirft Wolfgang Schreyer Fragen journalistischer Arbeitsweise wieder auf, die schon im Zentrum seines Romans „Tempel des Satans" standen. Wie weit reichen Mut, Ehrlichkeit und Zivilcourage des Einzelnen? Kann er sich gegen die Mächtigen behaupten? Es ist zugleich Schreyers Thema: das der Verantwortung des Schriftstellers. Gestützt auf Memoirenwerke, Augenzeugenberichte und eigene Interviews schrieb er dieses Buch vor allem aus innerer Erfahrung.

Teil 3 der Dominikanischen Tragödie.