(0)

Die einsame Prinzessin : Der kleine Fürst 348 – Adelsroman

E-book


Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie "Der kleine Fürst" in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten "Der kleine Fürst" nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen.

"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.

»Können wir fahren?«, fragte Prinzessin Katharina von Herburg mit kühler Stimme und unbewegtem Gesicht. »Ja, ich bin fertig«, antwortete Amalie von Trenck. Sie vermied es, dem Blick ihrer Nichte zu begegnen. Gemeinsam verließen sie die elegante alte Villa, in der Katharina den rechten, Amalie den linken Flügel bewohnte. Sie hatten getrenntes Personal und sahen sich so selten wie möglich. Nur nach außen hin traten sie gemeinsam auf, denn nichts fürchteten sie mehr als Klatsch und Tratsch über Familienangelegenheiten. Auf die Verschwiegenheit ihrer Bediensteten konnten sie sich verlassen. Sie waren alle schon so lange im Hause, dass an ihrer Loyalität kein Zweifel bestehen konnte, und so war das Kunststück gelungen, das tiefe Zerwürfnis, das Tante und Nichte trennte, vor der Öffentlichkeit geheim zu halten. Es gab nur wenige, sehr gute und sehr enge Freunde, die eingeweiht waren, und auch auf deren Verschwiegenheit konnten die beiden Damen bauen. An diesem Abend wurden sie zu einem glanzvollen Empfang beim Fürsten zu Otterberg erwartet – es war unmöglich gewesen, diese Einladung auszuschlagen, und ebenso unmöglich wäre es gewesen, dass eine von ihnen ihr allein Folge geleistet hätte. Also stand wieder einmal ein gemeinsamer öffentlicher Auftritt an, und wie jedes Mal bedeutete er sowohl für Amalie als auch für Katharina eine enorme Kraftanstrengung. Die Fahrt nach Schloss Otterberg dauerte nicht sehr lange, wie üblich legten sie sie schweigend zurück. Amalie sah aus dem rechten Fenster, Katharina aus dem linken. Sie saßen so weit voneinander entfernt wie nur irgend möglich. Der Chauffeur, an diese Situation gewöhnt, schwieg ebenfalls. Es war Katharinas Chauffeur, das nächste Mal würde Amalies Chauffeur sie fahren. Auch wenn die beiden Frauen kein überflüssiges Wort miteinander wechselten: Es gab feste Regeln zwischen ihnen, und an diese hielten sie sich beide. Während Amalie, die Ältere, sich wieder einmal voller Kummer fragte, ob es nicht doch eine Möglichkeit gab, sich wieder mit ihrer Nichte zu versöhnen, sehnte Katharina nur ungeduldig das Ende des Abends herbei, der noch nicht einmal begonnen hatte.