"Es ist Sankta-Lucie-Nacht, und der Tod kommt zu Bilde Bengtsons Hof. Ăber die Berge kommt er auf einem weiĂen Hengst unterm schimmernden Mondlicht." Und er kommt, um die alte Frau Gunilla zu holen. Jungfrau Gylicke steht am Fenster und fragt sich, warum ihre nun verstorbene GroĂmutter sie wohl so sehr gehasst und verflucht hat. Hat es etwas mit ihrer Mutter zu tun? Die aus einem Land im fernen SĂźden gekommen und bei Gylickes Geburt gestorben ist? Jene geheimnisvolle Frau, nach der sie niemanden fragen darf? Jungfrau Gylicke macht sich auf die Suche nach jener Vergangenheit, der sie selbst entstammt und die ihr heute zugleich Last und Leben ist. Das mit temperamentvoller Kraft und jugendlichem Schwung geschriebene Buch ist Barbra Rings erster reiner Erwachsenenroman und begrĂźndete ihren Ruhm mit.
Barbra Mathilde Ring (1870â1955) war eine norwegische Schriftstellerin und Publizistin. Am 4. Juli 1870 in Drammen in der Provinz Buskerud als Tochter von Ole Ring und Thora Augusta Ravn geboren, arbeitete sie nach dem Abschluss der Mittelschule anfangs als Bibliothekarin, später als Theater- und Literaturkritikerin fĂźr verschiedene norwegische Zeitungen. Ab 1904 verĂśffentlichte sie BĂźcher fĂźr Kinder und junge Mädchen und später auch Romane fĂźr Erwachsene. Ihre Werke wurden in zahlreiche Sprachen Ăźbersetzt, darunter auch ins Deutsche. Ihre konservative Einstellung brachte sie in die Nähe Knut Hamsuns; anders als er stand sie während des Zweiten Weltkriegs jedoch eindeutig auf der Seite Norwegens. Besonders ihre Jugend- und FamilienbĂźcher um "Peik", "Petra" und andere Charaktere erfreuten sich bei den Zeitgenossen groĂer Popularität. Ihr erster reiner Erwachsenenroman war "Die Jungfrau" von 1914.