Johannes Duns Scotus (ca. 1265-1308) hat in Oxford, Paris und Köln gelehrt. Der Franziskaner, Philosoph und Theologe verbindet in seinem Werk scholastische PrĂ€zision mit dem Vorrang der Liebe (caritas), wie er fĂŒr das franziskanische Denken charakteristisch ist. Scotus ist davon ĂŒberzeugt, dass alle Menschen nach dem GlĂŒck streben: Das Ziel menschlicher Existenz ist die Vereinigung des Menschen mit Gott. Die Liebe zu Gott und dem NĂ€chsten ist das Mittel, dieses Ziel zu erlangen. Aber unsere Natur reicht dazu nicht aus; die Gnade (oder ungeschaffene Liebe) muss ihr beistehen. Die Theologie wird dadurch zu einer praktischen Wissenschaft: Sie lehrt, wie unser Wille die Handlungen an der göttlichen Liebe ausrichten und sich so der GlĂŒckseligkeit nĂ€hern kann. Die Liebe wird zum Strukturprinzip der ganzen Theologie.