Eine Geschichte der literarischen Entdeckung der Zeit als einer eigenstĂ€ndigen, zugleich abstrakten und lebensbestimmenden GröĂe.
Ăber Zeit haben die Gelehrten seit der Antike nachgedacht. Erst im spĂ€ten Mittelalter aber wird das, was zunĂ€chst eher theoretische Dimensionen hatte, zu einer alle Lebens- und Weltbereiche durchdringenden GröĂe. Zeitliche Semantiken und Erscheinungsformen nehmen markant zu. Es kommt zu einer umfassenden Temporalisierung. Die Zeit wird zu einer eigenen, gegenstĂ€ndlichen Kategorie, einer anthropologischen Denkfigur und Denkgewohnheit, einem zentralen Aspekt lebensweltlicher Erfahrung.
Das Buch verfolgt diesen Prozess an drei Bereichen der mitteleuropĂ€ischen Literatur und Kultur: Reisetexte lassen erkennen, wie sich Zeiterfahrungen von Raumstrukturen lösen. Lebensbeschreibungen zeigen die Zeit als eine Kraft und Gegenkraft, die das individuelle Dasein umtreibt. Texte zu den letzten Dingen eröffnen Einblicke in die Ausdifferenzierung des Zeitlichen. Im Ganzen wird sichtbar, wie zwischen dem 14. und dem 16. Jahrhundert im Schnittpunkt von Lebens- und Weltzeit, heilsgeschichtlicher und profaner, empfundener und gemessener Zeit, Vergangenheitsbezug, Gegenwartsgestaltung und Zukunftserwartung die Zeit in wachsendem MaĂe
das Denken und Handeln bestimmt.