Man kann ohne Frage über Frauen reden und schreiben, sagt Paula-Irene Villa in ihrem Beitrag zum Kursbuch 192, angemessen allerdings nur, wenn der Gegenstand des Sprechens in Anführungszeichen gesetzt werde. Anführungszeichen, die den reibungslosen Schreib- und Lesefluss stören, die Distanz zum Begriff und das, was er bezeichnen will, herstellen. Der Grund: "Weil es die Frauen nicht gibt." Es gibt sie nicht im Sinne einer fixierbaren Eigentlichkeit. Denn "Frau" ist eine soziale Konstruktion, sie ist der eine Teil einer kulturell definierten Geschlechterdifferenz, die die Tendenz hat, als natürlich begründet zu erscheinen. Gegen diese Natürlichkeit argumentiert das Gender-Konzept, für viele und zurzeit wieder verstärkt der neue Feind, tatsächlich aber "nur" der begriffliche Ausdruck des Beitrags des Sozialen zur Produktion von Geschlecht. Und über genau diese Kontingenz des Soseins sei zu diskutieren.
Kultur und Politik im prekären Leben : Solidarität unter Schneeflocken
Linda Behrisch, Floris Biskamp, Corinna Egdorf, Nello Fragner, Claudia Funke, Houssam Hamade, Sarah Fartuun Heinze, Tim Kegler, Timo Klattenhoff, David Lanius, Carrie McILwain, Johanna Montanari, Tine Mothes, Viola Nordsieck, Paula-Irene Villa, Anika Weinsdörfer
book"Frauen" : Warum es sie gar nicht gibt und man trotzdem über sie redet
Paula-Irene Villa
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