Gesaku, zu deutsch »spielerische Werke« oder »im Spaß Gemachtes«, ist ein Begriff für verschiedene Arten von Prosa der mittleren und späten Edo-Zeit, deren Kennzeichen Humor und ein ausladend-phantasievoller Umgang mit der Sprache ist. Inoue Hisashi (1934–2010), dessen Schaffen ihm nicht nur den Naoki-Preis und zahlreiche weitere Auszeichnungen, sondern auch ein ausgesprochen großes Lesepublikum verschaffte, greift in seinen Dramen, Romanen, Erzählungen und Essays Traditionen der Edo-Zeit auf, sei es im Stil, in der Themenwahl, oder indem er sich theoretisch wie historisch
mit der Gesaku-Literatur und ihren Schriftstellern beschäftigt. Inoue wurde in verschiedenen Zusammenhängen shin gesakusha (»neuer Gesaku-Literat«) genannt. Wie aber ist die Bezeichnung shin gesakusha zu verstehen, die in der japanischen Literaturwissenschaft für eine Reihe höchst unterschiedlicher Schriftsteller bemüht wurde? Sind inhaltliche oder stilistische Merkmale hier Kriterium? Oder fließen andere Überlegungen ein? Lässt sich Gesaku als Genre definieren, und wenn ja, ist es sinnvoll, diesen Begriff für Literatur der Gegenwart zu benutzen? Zur Beantwortung dieser und weiterer Fragen führt die vorliegende Arbeit eine philologische Analyse ausgewählter Werke Inoues mit Bezugnahme zu ihren Edo-zeitlichen Referenzen durch.