Langsam gibt es keine Frauen und Männer mehr, die von ihren Schicksalen als Flüchtlingskinder erzählen können. Und doch sollte diese Facette unserer deutschen Geschichte nicht in Vergessenheit geraten. Und angesichts der großen Zahl von Flüchtlingen aus dem nahen und fernen Osten, die in Deutschland Hilfe suchen, ist es an der Zeit, sich an die eigene Geschichte von Flucht und Vertreibung zu erinnern.
Meine Geschichten sind Berichte von einer fast unbeschwerten, glücklichen Kindheit mitten in Schutt und Asche, Bomben, Hunger, Internierungslager und der Armut und Not der Erwachsenen. Wenn Papa Milch aufs Brot strich und sagte: "Das ist jetzt unsere Butter." dann glaubte ich das, ich kannte ja keine Butter.
Und wenn wir Geschenkpapier und Geschenkbänder sorgfältig bügelten, dachte ich, das machen alle.
Und wenn meine Oma sagte: "Das ist wie im Frieden!" dachte ich, sie erfindet eine Geschichte vom Schlaraffenland kombiniert mit dem Himmel.
Es ist auch eine Geschichte der Scham, Flüchtling, Habenichts zu sein. Ich erzähle die Geschichte der Flucht, wie ich sie mit meinen Kinderaugen als abenteuerlich und spannend erlebt habe. Die Angst der Erwachsenen hat mich nicht berührt, ich fühlte mich beschützt von Mutter und Großmutter. Ich erzähle die Zeit bei den Verwandten in Dänemark.
Ich erzähle die spannende Zeit, die wir im Internierungs- und Flüchtlingslager verbrachten.
Ich erzähle vom kleinen Schwarzwalddorf, wo wir unendlich gedemütigt wurden. Ich erzähle, wie ich bisher fröhlich und arglos durchs Leben gehüpft bin und wie ich jetzt hier mit der Wirklichkeit konfrontiert werde.
Und ich erzähle, wie ich die Schmach, Flüchtlingskind zu sein, überwunden habe. Es geht um die Gefühle des Flüchtlingskindes, Außenseiter, Fremde zu sein.
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Es geht um die Geschichte eines kleinen Mädchens, das in den letzten Kriegswochen mit seiner Mutter und drei Geschwistern aus Pommern flieht. Sie landen in Dänemark.