Ist eine Religionsgemeinschaft mit absoluten Glaubenswahrheiten kompatibel mit dem säkularen Rechtsstaat, der fĂźr einen Pluralismus der Anschauungen steht? Die Antwort auf diese Frage gewinnt mit Blick auf den Islam an Brisanz. Am Beispiel der katholischen Kirche, auf der Grundlage des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962â1965), mĂśchte diese Schrift einen aktuellen Beitrag leisten. Durch Globalisierung und Digitalisierung nimmt die weltanschauliche Durchmischung und Polarisierung zu. Die Verteidigung einer weltoffenen Gesellschaft, welche die Meinungs- und Glaubensfreiheit fĂźr alle Menschen achtet und den religiĂśsen Frieden garantiert, wird anspruchsvoller. Wäre Religion zur Gewährleistung der friedlichen Koexistenz aller Anschauungen nicht besser Privatsache, ohne Einfluss auf die Politik? Wie kann eine Religionsgemeinschaft wie die katholische Kirche zum säkularen Rechtsstaat sowie zu den demokratischen Grundregeln stehen und gleichzeitig an ihren unverrĂźckbaren Dogmen festhalten? Und was ist vom Einzelnen gefordert, der zugleich BĂźrger und Christ ist?