Die Seele schwingt sich ein und aus, die Schwingen werfen ihre Schatten unterm hellen Mondlicht in die ersehnte Nacht; keiner denkt an den Schlaf und das Liegen allein, wenn beim Spazieren durch Gassen und StraĂen die Umarmungen immer zĂ€rtlicher werden und der Atem beim Kuss auĂer Kontrolle gerĂ€t, wenn die BerĂŒhrung verheiĂt, was BerĂŒhrung ist, wenn der Sturm brĂŒllt, ohne dass das Ohr es hört, das Klappern der MĂŒnzen aufs Gemeinste stört, wenn sich das Eine ums Andere fest windet.
Ănett: Ich wurde einige Male zu fremden Menschen gegeben, die mich adoptierten oder adoptieren wollten. Dreimal endeten die Adoptionen als erfolglose Versuche. Das heiĂt, diese Stiefeltern 'in spe' haben mich aus GrĂŒnden, die ich nicht verstand, ins Waisenhaus zurĂŒckgebracht. Ich muss sagen, dass es mir gesundheitlich nicht gut ging.
Der Beamte: "Nein, Ănett hat Herrn Wiedekamp nicht umgebracht. Er ist einem Herzanfall erlegen. Damit ist Ănett obdachlos geworden." Frau Storm (Waisenhaus): "Ich kann nur hoffen, dass dieses MĂ€dchen den Herrn Richter nicht so weit geĂ€rgert hatte, dass er den tödlichen Herzanfall erlitt." Der Beamte: "Nein, Ănett ist an diesem Tod völlig schuldlos." Frau Storm: "So, das sagen Sie, und ihr Wort sei in Gottes Ohr." Der Beamte: "Nun möchte ich Sie bitten, dem Kind den Respekt und die Obhut zu geben, den es verdient. Dieses Kind kann doch nicht fĂŒr Dinge bestraft werden, das es weder getan noch verursacht hat."
Professor Kretschmar: "Die Menschen, die aus Sibirien zurĂŒckkehrten, waren körperlich abgemagert und seelisch zerbrochen. Sie kamen mit körperlichen und seelischen SchĂ€den aus russischer Gefangenschaft zurĂŒck. Bei diesen Menschen war auch die Seele im permanenten 'Hunger'-Zustand, was dem Zustand der Verworfenheit oder der totalen Verlorenheit entsprach. Die Verlorenheit war so total, dass die Menschen auch die Angst verloren hatten. Sie waren seelisch stumpf geworden, ja in erschreckender Weise abgestumpft. Sie waren nicht mehr zu erschĂŒttern."