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Im Wellengang des Denkens und der Taten

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Eckhard Hieronymus anlÀsslich des Besuches des russischen Stadtkommandanten in der Mansarde:

Ihr Völker, wenn das Blut vergossen ist, verstummt sind eure Söhne, dann liegt zerschlagen auch das GlĂŒck.

Am Boden bleiben TrÀume liegen, wo einst Jugend sprang und klopfte, da ist's nun still, ganz totenstill. Wer möchte da noch bleiben?

RĂ€ume, die im Lichte sind, vertragen TotenkĂ€lte nicht. Es blĂ€st der Wind, um Himmelskind! Was ist das fĂŒr eine Schelte.

Drum vergesst der MĂŒtter Liebe nicht, vergeudet nicht die Kinderherzen. Gebt sie zum Schießen nicht mehr her, zu groß sind dann die Schmerzen.

Denn weinen könnt ihr, wie ihr wollt, das Leben kommt nicht wieder, wenn der Sohn gefallen ist. Völker! Nehmt es euch zu Herzen.

Königsberger Professor: Ich war Soldat und bin mit einer Verwundung glimpflich davongekommen. Mit dem Leben nicht davongekommen ist meine Familie, die auf der Flucht durch eine Panzergranate umgekommen ist. Ich war junger Professor fĂŒr alte Sprachen an der UniversitĂ€t Königsberg kurz bevor die Stadt zur Festung, einer der vielen Festungen des Abendlandes, Sie können es auch philosophisch nehmen, ausgebaut wurde. Nach dem Krieg habe ich keine Anstellung an einer UniversitĂ€t gefunden. Ich hatte es in Leipzig und an der Humboldt-UniversitĂ€t versucht. Die Ablehnungen wurden damit begrĂŒndet, dass fĂŒr alte Sprachen kein Lehrbedarf sei und dass ich im System des Faschismus die Lehre betrieben habe, dass mein Kopf lebenslĂ€nglich mit dem faschistischen 'Virus' behaftet sei. Ich habe meinen Lebensunterhalt mit Nachhilfe in Latein und Griechisch bestritten. Hinzu kam die klassische Philosophie von der Antike bis Kant, die ich im denkerischen Schmalspursystem der sozialistischen Einbahnstraße mit der aberwitzig verengten Marx'schen Theorie nur in EinzelfĂ€llen und höchst vertraulich unterrichtet habe. Nach der Wende bin ich nach Köln gekommen und habe noch einmal den Versuch unternommen, eine Lektorstelle an der hiesigen UniversitĂ€t zu bekommen. Ich habe meinen akademischen Werdegang mit den Königsberger Publikationen der PrĂŒfungskommission vorgelegt, was nicht ohne Eindruck blieb. Die Ablehnung wurde schließlich mit meinem Alter begrĂŒndet und dass die zu zahlenden Sozialabgaben vonseiten der UniversitĂ€t unverhĂ€ltnismĂ€ĂŸig hoch wĂ€ren, was den Rahmen des FakultĂ€tsbudgets sprengen wĂŒrde. Der Nachhilfeunterricht hĂ€lt mich bei den gestiegenen und weiter steigenden Kosten zum Leben gerade noch ĂŒber Wasser. Ich hoffe, dass mich der Schlag trifft, wenn ich es mit dem Unterrichten nicht mehr schaffe. Oder muss ich erst noch die Treppe runterstĂŒrzen?"