GesangbĂźcher haben bis heute Millionenauflagen und besitzen eine prägende Kraft fĂźr bestimmte GemĂźtszonen und BevĂślkerungsteile. Sie sind als Forschungsgegenstand lange vernachlässigt worden, obgleich die Hymnologie durch ihre Lage zwischen den Textwissenschaften, der Musikologie und den Theologien ein faszinierendes Paradigma von Interdisziplinarität darstellt. Ihre inhaltliche Spannweite reicht vom trivialen Liedchen bis zur hĂśchsten musikalischen Poesie. Kirchenlieder sind Gebrauchsliteratur, die von jeder Generation an den jeweiligen Zeitgeist angepasst wird. Die Kirchenlied- und Gesangbuchgeschichte ist deshalb ein treuer Spiegel der Kulturgeschichte. Der Band vereinigt Studien zur Ăsthetik, Dogmatik, Erotik, Melodik, Psychologie und Mythologie des Kirchenlieds. Er befasst sich vor allem mit den Ăberschneidungsgebieten zur säkularen Kultur - etwa mit Nationalhymnen als säkularisierten Kirchenliedern, mit Goethe im Gesangbuch, mit den FeldgesangbĂźchern des Zweiten Weltkriegs, mit der Textgeschichte von Marienliedern und mit Erich Kästners "Weihnachtslied, chemisch gereinigt".