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Klare Verhältnisse

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Lena ist auf der Suche nach Liebe und Selbständigkeit: mit einem neuen Mann, in einer anderen Stadt versucht sie einen Neubeginn. Findet sie diesmal das lang ersehnte große Glück? Wird ihre Liebe zu Werner den mannigfaltigen Belastungen standhalten? ER hat in seiner neuen Funktion kaum noch Zeit für die Familie. Da ist die kleine Wohnung, in der man sich zunächst einrichten muss, da sind Kati und Tanja, die beiden Töchter aus erster Ehe, und da ist das Baby Maik, für den der Krippenplatz noch fehlt. Lena sehnt sich nach ihrer Arbeit. Und zu alledem kommt nun, dass sie wieder schwanger ist.

Klare Verhältnisse finden sich kaum in den acht Geschichten, die Jutta Schlott erzählt. Doch steht der Titel – ein wenig ironisch gesetzt – immer für das Bemühen darum. Stets erfährt der Leser von den Konflikten junger Frauen, von Sehnsucht, von Enttäuschung und von außergewöhnlichen Er-fahrungen in ihrem Alltag.

INHALT:

Meilenweit

Der Vortragskünstler

Reproduktion

Das schlechte Mädchen

Aussicht

Lieblein Löwenzahn

Für Elise

Klare Verhältnisse

LESEPROBE:

Anderthalb Stunden vergingen, ehe sie aufgerufen wurde. Im Vorzimmer fragte die Schwester mechanisch nach den üblichen Angaben.

Der Arzt, ein stattlicher Mann, beleibt, mit vollem weißen Haar, sah ihr vom Schreibtisch aus entgegen.

Ein Glück, dachte Lena, ein älterer hat bestimmt mehr Verständnis. Ich muss mit ihm sprechen.

Als sie vom Stuhl stieg, notierte er etwas in Lenas neu angelegter Patientenkarte.

Herr Doktor?

Ja, Sie sind schwanger, wahrscheinlich Ende des zweiten Monats. Der Uterus ist —

Herr Doktor, unterbrach Lena ihn, ich stille mein Kind noch. In der Beratung haben sie mir gesagt, dass ich nicht schwanger werde, solange ich stille ...

Der Mensch ist keine Maschine, Frau ... er sah auf die Karte: Wagenbach. Im Allgemeinen trifft das zu. Bei Ihnen nicht, wie Sie sehen.

Lena griff hastig nach der Handtasche, die neben ihren nackten Beinen lag. Sie fühlte, dass ihr die Tränen kamen.

Ich habe so fürchterliches Erbrechen, jeden Tag. Bei meinen anderen Kindern war das nicht so.

Der Arzt sah sie nicht an. Das ist im Wesentlichen eine Frage der inneren Einstellung, wenn Sie sich auf das Kind freuen, wird es Ihnen besser gehen. Außerdem ist Übelkeit im frühen Stadium nichts Ungewöhnliches. Kommen Sie in einer Woche wieder. Nötigenfalls müssen wir medikamentös eingreifen. Lassen Sie sich von der Schwester ...

Die Tränen liefen Lena die Wangen herunter. Der Arzt bemerkte es nicht oder wollte es nicht merken.