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Kritische Philologie : Essays zu Literatur, Sprache und Macht in Indien und Europa

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Die Frage, wie die Philologie Texten Sinn und Bedeutung gibt, wird in Werken vom antiken Indien bis zum modernen Westen untersucht.

Philologie ist dann »kritisch", wenn sie das Machtfeld einbezieht, das auf ihre Versuche einwirkt, Texten Sinn und Bedeutung zu geben - wenn sie sich selbst historisch wird, nicht provinziell ist und methodisch pluralistisch bleibt. Und sie ist »kritisch", wenn sie die drei Ebenen der Interpretation, die im Verstehen zusammenwirken, namentlich den Historismus, den Traditionalismus und die GegenwĂ€rtigkeit, erfasst und formuliert. Nur wenn man diese Ebenen ausdrĂŒcklich nennt, darf man einen Wahrheitsanspruch erheben.

Diese Gedanken werden in einem breiten Spektrum von Texten und Praktiken entwickelt, die vom klassischen Indien bis zur westlichen Moderne reichen. Zu den Gedanken gehören die Vernakularisierung der Welt - also das Ersetzen kosmopolitischer Formen der Literatur und der Macht durch regionale Sprachen und Gemeinschaftsformen, die zu einer frĂŒhen Moderne fĂŒhrten; der Erfolg des Komparatismus in Europa als Modus kultureller ErklĂ€rung und politischer Hegemonie; die Pflege des Sanskrit im NS-Staat; der Grenzfall einer nicht-kritischen Philologie; die Form des Imperialismus in Gestalt der Imitation vom achĂ€menidischen Persien bis zum Amerika von George W. Bush.

Kritische Philologie ist nicht nur eine akademische Übung und Praxis, sondern ist uns behilflich, wichtige politisch-kulturelle Werte zu pflegen. Du bist, wie du liest, und zu lernen, verschieden zu lesen, bedeutet zu lernen, verschieden zu sein.