Ein Schuljubiläum; Eine Frau, die selbst Schülerin an dieser Grundschule war, an der sie heute unterrichtet, bittet den Autor, der im Kokon seines Schiffsrumpfs an der französischen Mittelmeerküste in die Arbeit an seinen neuesten Karibikgeschichten vertieft ist, Anekdoten aus seiner Schulzeit zum 50. Schuljubiläum zu schreiben.
Das Thema stimuliert Situationen herauf, die immer schon einmal aufgeschrieben werden wollten.
Der Schlüsselreiz der Anfrage öffnet die verrosteten Stahltore einer Zeitmaschine.
Der Autor schlüpft hinein und fühlt sich in seine ersten vier prägenden
Schuljahre zurückversetzt. Das ist die Ausgangssituation der 12 Kurzgeschichten Fünfzig Jahre später – Memoiren eines Pennälers. Mit seinem Bewusstsein des Sechsundfünfzigjährigen, gelingt es dem Autor, die Fröhlichkeit des spielenden Schulkinds, das er einmal war, zu reanimieren. Selbstironische Reflektionen, Gefühle, Verletzungen, Triumphe, sind einmal die des Sechsjährigen, bei seinen Versuchen sich in die Spielregeln des Lebens einzufinden.
Jedoch unvermittelt schlägt das Jojo der Erzählhaltung in die Griffelspitzenanalytik
des Autors um. Selbstanalytisches Heraufbeschwören von Schlüsselerlebnissen, im
ersten Gegenüber mit Religion, Schulpflicht, Sozialisation, Liebe und Gewalt, eröffnen den Einblick in die Konstituenten einer sich bildenden Kinderseele.
Gesellschaftspolitische, ökonomische, religiöse, philosophische Strömungen der
beginnenden sechziger Jahre fließen durch die Geschichten und verankern den
unverkennbaren Charakter der erzählten Episoden im festen Grund der Zeitgeschichte.
Diese Kindergeschichten für Erwachsene und für Kinder öffnen Schlagbäume zwischen den Generationen.