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Menschenkinder : Novellencyclus

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»Mit großer Bewunderung habe ich die Menschenkinder gelesen! Sie sind eine hervorragende Seherin in die feinen Nuancen einer Seele – besonders Frauenseele«, so schreibt Ellen Key im April 1900 an Lou Andreas-Salomé. Der außergewöhnliche Novellenzyklus, den die berühmte Reformpädagogin hier würdigt, kreist um die Standortbestimmung junger Frauen und die Definition weiblicher Identität – in teils kritischer, teils ironischer Auseinandersetzung mit den zeitgenössischen Diskursen um das »Rätsel des Weibes«.

Lou Andreas-Salomé entwirft ein Spektrum höchst unterschiedlicher Protagonistinnen, von der jungen, noch von traditionellen Tugendvorstellungen geprägten Mutter bis zur Studentin, Ärztin oder Journalistin, die in einer langsam brüchig werdenden patriarchalen Gesellschaft neue Möglichkeiten der Selbstfindung erkunden. Auch heikle Themen wie Homosexualität oder Selbstmord werden angesprochen. Hier bedient sich die Autorin einer metaphern- und symbolreichen Sprache, um ihre Leser über den Prozess der Dekodierung bewusst zu eigenen Analysen anzuregen.

Diese kunstvollen Kompositionen sind nicht nur ein eindrucksvoller Spiegel der Gesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Besonders hinsichtlich Fragestellungen zu idealisierter Weiblich-, aber auch Männlichkeit bergen sie ein überaus reiches Potential für Forschungsansätze in Literaturwissenschaft, Psychologie und Philosophie.