Die Menschheitsverbrechen des 20. Jahrhunderts wirken bis heute nach, so auch in den Forderungen der Opfer nach Entschädigung oder in den BemĂźhungen von Politik und Justiz, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Michael Stolleis untersucht, wie sich die Institutionen des deutschen ÂťRechtsstaates" in verschiedenen politischen Systemen zu jener staatlichen Makrokriminalität verhielten. Welche Sicherungsmechanismen waren mit dem Rechtsstaat seit Ende des 19. Jahrhunderts geschaffen worden und warum versagten sie im 20. Jahrhundert? Wie lässt sich Staatsgewalt durch eine Justiz kontrollieren, die ihrerseits Staatsgewalt darstellt? Wie vollzog sich der Wiederaufbau der westdeutschen Justiz nach 1945 und wie ging sie mit ehemaligen NS-Richtern um? Und wie konnte in der DDR - einem Staat ohne Verfassungs- und Verwaltungsgerichtsbarkeit - Ăśffentliches Recht gelehrt werden? In einem ausfĂźhrlichen Interview reflektiert der Rechtshistoriker die Entwicklung der juristischen Zeitgeschichte, die er selbst seit den sechziger Jahren maĂgeblich geprägt hat.