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Nero

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Das GebĂŒsch rauschte nah und schaurig, so daß der Knabe vor Angst zu laufen begann. Aber als der Hund Argos im HĂ€uschen des TorwĂ€chters zu bellen anhob, erstarrte er vor Schreck und verharrte lange in einem TĂŒmpel hockend, weil er gelesen hatte, daß die Bluthunde im Wasser die Spur verlören. Er haßte den Hund Argos und in ihm alle Hunde der Welt. Jetzt endlich erreichte er das Palasttor. Es war hoch und bronzen und alt. Sein mĂ€chtiger Riegel lief in Haspen ĂŒber die ganze FlĂŒgelbreite. Der Knabe legte seinen lodenen Mantel um den Griff und zog und zerrte mit aller Kraft an ihm. Er keuchte, seine Zunge trat zwischen den ZĂ€hnen vor, seine regennasse, sehr schmutzige Hand glitt ab und er scheuerte sich an einer der gehĂ€mmerten Verzierungen die Fingerknöchel blutig. Vor Schmerz und Zorn und Mitleid mit sich selber begann er zu weinen, riß die runde Hand an den Mund und sog das Blut fort. Seine Stirn, an der die nassen roten HaarstrĂ€hnen klebten, sank an die eisige Bronze. Er wußte nicht, was furchtbarer sei, hier draußen in Nacht und Regen und in des Hundes Argos Bereich noch lĂ€nger zu verharren oder in sein »Heim« zu Drumio zurĂŒckzukehren. Er dachte schluchzend: »WĂ€re ich doch schon endlich groß, um sterben zu können!«