Das Portrait eines Melancholikers, eines Abwesenden, eines sich und der Welt Fremden.
Nach dem Tod ihres Vaters findet GwenaĂŤlle Aubry unter seinen Aufzeichnungen ein Manuskript mit dem Titel 'Das melancholische schwarze Schaf' und dem Vermerk 'Ă romancer, einen Roman daraus machen'. Sie beginnt daraufhin, ihre Erinnerungen an ihren Vater, in alphabetischer Reihenfolge von A wie Antonin Artaud bis Z wie Zelig aufzuschreiben, immer wieder erweitert um Notizen aus dem Manuskript ihres Vaters, der lange Jahre seines Lebens als manisch-depressiver Psychotiker in diversen psychiatrischen Kliniken verbracht hat.
Dieser, gewissermaĂen, Dialog von Vater und Tochter enthĂźllt nicht nur die Leidensgeschichte des Vaters, sondern zeichnet ohne jede Sentimentalität und mit groĂer EinfĂźhlungskraft eine ganze, prekäre Familiengeschichte nach: der Vater, selbst Sohn eines Arztes, ist Jurist an der Universität, seine Frau trennt sich bald von ihm und zieht mit den beiden TĂśchtern aus, sein Lebensweg schlingert zwischen seinen Vorlesungen, seinen Freundinnen und seinen häufigen AusbrĂźchen in die andere, fremde Welt.
Aubry geht ihren Erinnerungen an ihre Kindheit, an die scheinheilige bĂźrgerliche Welt der GroĂeltern nach und zeichnet dabei ein auch in seiner Sprache erstaunliches, berĂźhrendes Bild eines schwierigen Verhältnisses â und eines groĂen Verlustes: nicht nur eines verschwundenen Vaters, sondern eines abwesenden Ich, eines Ich, das sich im Lauf seiner Krankengeschichte in vielerlei Masken und personae wiederzufinden hofft.