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Pastorale : Musik, Melancholie und die Kunst der Selbstregierung im Werk von Christoph Martin Wieland

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Christoph Martin Wieland verhandelt in seinen Texten das SpannungsverhĂ€ltnis zwischen dem normativen Ideal selbstloser MachtausĂŒbung und dem Projekt, sich selbst glĂŒcklich zu machen.

Kann es Aufgabe politischer, philosophischer, pĂ€dagogischer und kĂŒnstlerischer AutoritĂ€ten sein, ihre Subjekte glĂŒcklich zu machen? Wielands politischer Roman »Der goldne Spiegel" und sein Libretto »Die Wahl des Herkules" stellen - ausgehend von der Diagnose einer melancholischen Handlungshemmung - Fragen zum WechselverhĂ€ltnis zwischen selbstloser MachtausĂŒbung und GlĂŒck. Die Melancholie wird zum Ausgangspunkt eines literarisch-philosophischen Reflexionsprozesses, bei dem sich die inneren und Ă€ußeren WiderstĂ€nde dem aufklĂ€rerischen Projekt entgegenstellen, private und öffentliche GlĂŒckseligkeit durch vernĂŒnftige Selbstregierung im ethischen und politischen Sinne ins Werk zu setzen. Wielands Inszenierung zwischenmenschlicher Beziehungen lĂ€sst zugleich erkennen, dass sich das Ideal der Selbstlosigkeit, auf welches pastorales GlĂŒckseligkeitsdenken Regierende und Regierte in allen Bereichen der Gesellschaft verpflichten will, als Grund jenes Leidens verstehen ließe, das man durch Verwirklichung des Ideals zu ĂŒberwinden hofft. Zur Sprache kommt diese Problematik vor allem in Wielands Auseinandersetzung mit der Musik. Melancholie und Musik erscheinen so als wechselseitig aufeinander bezogene Momente innerhalb eines prinzipiell unabschließbaren gesellschaftlichen Reflexionsprozesses von entscheidender politischer Bedeutung.