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Special Agent Owen Burke 21: Der Tod stellt Burke keine Fragen

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Special Agent Owen Burke lehnte sich zurĂŒck, verschrĂ€nkte die Arme vor der Brust und sagte: »Fassen wir zusammen: Am 10. September gegen 9 Uhr vormittags marschiert ein bĂ€rtiger Mann, dessen Alter zwischen dreißig und fĂŒnfunddreißig Jahren liegt, in der 42nd Street in das BĂŒro des Direktors der Citibank und erklĂ€rt ihm, dass sich dessen Frau in der Gewalt seines Partners befinde und dass dieser sie töten werde, wenn man sich weigere, ihm eine Million Dollar auszuhĂ€ndigen. Er erhĂ€lt das Geld und verschwindet spurlos.«

Burke machte eine kurze Pause, als wollte er sich seine nĂ€chsten Worte erst im Kopf zurechtlegen. Schließlich sprach er weiter: »Derselbe Bursche besucht genau fĂŒnf Wochen spĂ€ter, am 15. Oktober, ebenfalls gegen 9 Uhr, die Wells Fargo Bank in der 7th Avenue und erpresst erneut eine Million, und zwar mit derselben Methode, die er auch am 10. September anwandte: Eine Million, oder die Frau des Bankdirektors stirbt. – Und nun, am 10. Dezember, suchte er die Citibank in der Canal Street auf. Und er erzwingt wieder die Herausgabe einer Million  «

»Und obwohl er die geforderte Summe erhĂ€lt, ermordet sein Komplize die Frau des Bankdirektors«, vollendete Ron Harris das ResĂŒmee seines Kollegen. »WĂ€hrend Mrs. Emerick und Mrs. Herald mit dem Schrecken davongekommen sind, schneidet der Geiselnehmer Mrs. Pickett mit einer BrutalitĂ€t sondergleichen die Kehle durch. - Warum?«

»Das ist die Frage, die sich uns stellt«, murmelte Owen Burke und schaute versonnen auf einen unbestimmten Punkt. »Weshalb musste sie sterben? - Eine Möglichkeit wÀre, dass sie den Kerl erkannt hat, der in ihr Haus eingedrungen ist.«

Ron Harris wiegte den Kopf und brachte auf diese Art seine Zweifel zum Ausdruck. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Bekannter der Familie in die Wohnung eindringt und das Risiko eingeht, erkannt zu werden. Mord ist nicht jedermanns Sache. Wenn sich jemand auf rĂ€uberische Erpressung und Geiselnahme spezialisiert, dann sicher nicht in seinem Umfeld, wenn es – wie hier in New York -, zig andere Möglichkeiten gibt.«

»Wir haben die Beschreibung von beiden TĂ€tern«, murmelte Burke. »Beide um die dreißig bis fĂŒnfunddreißig, dunkelhaarig, links gescheitelte, nackenlange Haare. Beide trugen einen Bart, und beide waren mit Sonnenbrillen getarnt. Sie sind etwa eins achtzig groß, schlank und vermitteln einen sportlichen Eindruck. Es könnte sich um BrĂŒder handeln.«

»Die BĂ€rte können angeklebt gewesen sein«, gab Ron Harris zu bedenken. »Was die gleichen Frisuren anbetrifft, so nehme ich an, dass die Kerle PerĂŒcken getragen haben. Ich denke, aufgrund der Phantombilder, die von ihnen gefertigt wurden, finden wir sie niemals. Da sie Handschuhe trugen, haben sie auch keine FingerabdrĂŒcke hinterlassen, und es gibt kein DNA-Material, das uns auf ihre Spur fĂŒhren könnte.«

»Das perfekte Verbrechen«, knurrte Owen Burke. »Wir sollten uns vielleicht mal mit den Bankdirektoren unterhalten. Eventuell auch mit Mrs. Emerick und Mrs. Herald. Die drei Direktoren und die beiden Ladies haben die BankrĂ€uber schließlich hautnah erlebt.«

»Sie wurden befragt«, versetzte Ron Harris. »Auf ihre Aussagen hin wurden die Phantombilder erstellt.«

»Sicher, sie wurden befragt«, bestĂ€tigte Burke. »Aber nicht durch uns. Der Fall wurde uns erst nach dem dritten Bankraub und dem Mord ĂŒbertragen. Wir sind genau drei Tage damit befasst und es gibt keinen Hebel, an dem wir ansetzen können. Darum will ich mir ein Bild von den Beteiligten machen. Vielleicht gibt es doch noch den einen oder anderen Hinweis, mit dem wir etwas anfangen können.«

»Wie du meinst«, gab Ron Harris achselzuckend zu verstehen. »Mit wem sprechen wir zuerst?«