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»Karteien können alles«, verheißt der Fortschritt 1928 im Namen der gleichlautenden Fabriken GmbH ... Das Versprechen ist kein geringes: »Karteien können in den Lagerverwaltungen der großen Industriewerke Zehntausende kleiner und großer Einzelteile in Ordnung halten, können in den PersonalbĂŒros jede beliebige Anzahl Adressen ĂŒbersichtlich gliedern, können in den MeldeĂ€mtern der großen StĂ€dte die Bewegung von Hunderttausenden von Menschen ĂŒberwachen, können in den Buchhaltungsabteilungen der kaufmĂ€nnischen BĂŒros sich nĂŒtzlich machen, z.B. als Kontokorrent-Karteien, usw., usw.« Diese Studie versucht, eine fĂŒr die Entwicklung der Kartei konstitutive Idee von ihrer Urszene bis zum angezeigten Fortschritt zu verfolgen. Da diese Begriffe fordern, sich in eine MedienarchĂ€ologie einzuschreiben, die die UniversalitĂ€t von Papiermaschinen untersucht, folgt das dieser Studie zugrunde gelegte Frage-Raster einer Formation der (unelektronischen) Datenverarbeitung. Warum handelt es sich bei dieser Apparatur, die vieles verspricht und vermeintlich alles kann, um eine universelle Maschine? Aus welchen Errungenschaften grĂŒndet sich dieser Anspruch? Vor welcher Schablone vermag sich die Papiermaschine abzuheben? Aus welchen Wurzeln entwickelt sich dieses System der Verzeichnung? Was fĂŒr eine solche Maschine lediglich vonnöten ist, weist Alan Turing schließlich erst knapp zehn Jahre spĂ€ter nach: ein langes, gleichwohl unterteiltes Papierband, ein Schreib-/Lese-Kopf und ein genau festgelegtes Verfahren, wie der Schreib-/Lese-Kopf auf den Papierabschnitten zu bewegen sei. Diesen drei logischen Grundbestandteilen eines jeden Computers gilt es nun nachzuspĂŒren, ihre Kontexte in dieser Form der Datenverarbeitung zu verorten und das Zusammenspiel zu analysieren, das schließlich zu dem gerechtfertigten Satz fĂŒhren darf: »Karteien können alles!«