Das mittelalterliche Jahrtausend

Mittelalter-DĂ€mmerung? Die BegrĂŒndungen der Eigenart, Reichweite und Dauer der Zeit zwischen Antike und Moderne sind unĂŒbersichtlich geworden. Der Blick zurĂŒck klĂ€rt, warum, und ermöglicht Orientierung. Das »Mittelalter« – Gegenbegriff zur Moderne – hat im Zuge zunĂ€chst der Entnationalisierung, dann der EuropĂ€isierung und schließlich der Globalisierung der Erinnerungskultur seine traditionelle LegitimitĂ€t verloren. Wie auf diese allmĂ€hlichen Sinnverschiebungen im theoriebewussten Teil der zustĂ€ndigen Fachwissenschaft, der MediĂ€vistik, und ĂŒber sie hinaus reagiert wurde, zeigt Ludolf Kuchenbuch in seinen dichten KurzportrĂ€ts von rund 40 einschlĂ€gigen Arbeiten, erschienen zwischen den 1960er und den 2020er Jahren. Er grenzt sich so von allein gegenwartsorientierten DebattenbeitrĂ€gen ab und profiliert die relevanten Initiativen und Positionen als Eigenleistungen, im Beziehungsnetz und im diskursiven Trend bis hin zur breitgefĂ€cherten aktuellen Meinungsfront. PrĂ€gnante Stichworte der Positionierungen: Langes Mittelalter, mittleres Jahrtausend, Sonderweg, Weltsystem, ChristentĂŒmer, Alteuropa, Lateineuropa, Feudalisierung, Okzident, Eurozentrismus, Mediterraneum, Globalisierung, Eu(f)rasien, Kontinentalisierung, Peripherie, KonnektivitĂ€t, KovivialitĂ€t, Denomination, PfadabhĂ€ngigkeit. Am Ende wagt Kuchenbuch eine komplexe eigene Positionierung.