Wert der Vergangenheit

Historiker Koselleck als geschichtspolitischer Akteur und streitbarer Intellektueller. Im Jahr 1993 stießen die PlĂ€ne der Bundesregierung zur Neugestaltung der Neuen Wache in Berlin auf erheblichen Widerspruch. Zu den schĂ€rfsten Kritikern dieser vor allem vom damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl forcierten Umwidmung gehörte Reinhart Koselleck, der wiederholt und fĂŒr seine VerhĂ€ltnisse ungewöhnlich lautstark Stellung bezog. RĂŒckblickend erweist sich diese Kontroverse als der Beginn eines öffentlichen Engagements, das man zuvor von dem Bielefelder Historiker nicht kannte. Ob Neue Wache oder Holocaust-Mahnmal – Koselleck Ă€ußerte sich fortan ebenso deutlich wie zunehmend polemisch zu den im vereinigten Deutschland verhandelten erinnerungskulturellen Großprojekten. Das Buch setzt Kosellecks geschichtspolitische Interventionen zu seiner Verzeitlichungstheorie der Moderne in Beziehung, reflektiert sie biographisch und geht zudem seiner VerhĂ€ltnisbestimmung von Erfahrung und Erinnerung nach. Das Nachleben vergangener Ereignisse im Modus des Erinnerns verstand Koselleck als ein Transformationsgeschehen, das er in Anlehnung an Martin Heidegger als Überschritt begrifflich zu fassen versuchte.