Coronas Zeugen
Eine fast wahre Erzählung aus Stuttgart
Konrad Pfeiffer arbeitet als freier Journalist. Die Beschränkungen der ersten Corona-Verordnung im März 2020 lassen seine Verdienstmöglichkeiten wegbrechen. Von der Zeitschrift Magazin erhält er den Auftrag, einen Artikel über Verschwörungsgeschichten und ihre Anhänger zu verfassen, die auf 'Hygienedemonstrationen' in Stuttgart zusammenkommen. Sie versammeln unter dem Namen "Selberdenken" und sprechen von Diktatur und Unterdrückung. Die Gefahr durch das Coronavirus leugnen sie und halten sich nicht an die Regeln.
Seine Recherchen konfrontieren Konrad Pfeiffer mit esoterischen Heilsideen, verqueren Ärzten für Aufklärung, fundamentalistischen Christen, AfD-Politikern, Q-Anon-Anhängern, impfkritischen Anthroposophen, hetzerischen Moderatoren, seltsamen Reichsbürgern, Neonazis und cleveren Geschäftsleuten. Er schwankt zwischen Spott für Spinner, Entsetzen über gewissenlose Fanatiker und Angst vor Neonazis.
Für ihn sind Leugner und Verharmloser des Coronavirus Fehlgeleitete, die man mit Fakten in die Realität zurückholen muss. Diese Überzeugung verliert er nach und nach. Er taucht in die krude und verunsichernde Welt der sogenannten Selberdenker ein und erkennt den tiefen Riss, der die Gesellschaft durchzieht.
Als seine wiedergefundene große Liebe aus der Studentenzeit ihm eine Zukunft als Festangestellter bei einer Zeitung anbieten kann, beschließt er, entgegen den Vorgaben des Verlags eine Satire zu schreiben. Die Übergabe seines Textes scheitert im Mai 2020 daran, dass der Verlag insolvent ist.
Gründer und Profiteur der neuen Massenbewegung ist Frieder Welte, Inhaber einer Werbeagentur, der die 'Selberdenker' ins Leben gerufen und zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell entwickelt hat. Er plant, an der Spitze dieser heterogenen Schar von Kritikern nach Berlin zu gehen.