Sie ist jung, sie ist schön, und sie ist stolz – ihr Vater, der alte Graf und Patriarch Benno von Waldenburg, weiß genau, warum er seine Lieblingstochter dazu auserkoren hat, die Herrin auf Schloss Waldenburg zu werden. Es ist die große Überraschung, die er auf der herrlichen Feier anlässlich seines 60. Geburtstags verkündet. Sie führt zum Eklat – denn sein maßloser, ungeratener Stiefsohn Ingo denkt gar nicht daran, auf seine Ansprüche zu verzichten. Er will vor Gericht klagen. Die gräfliche Familie wird unruhige Zeiten erleben.
Die junge Gräfin ist eine Familiensaga, die ihresgleichen sucht. Die junge Gräfin ist eine weit herausragende Figur, ein überzeugender, zum Leben erwachender Charakter – einfach liebenswert.
Je näher Alexandra Schloss Greven kam, umso langsamer und zögerlicher wurden ihre Schritte. Schließlich blieb sie stehen. Am liebsten wäre sie umgekehrt. Aber das ging ja nicht. Sie hatte eine Verabredung mit dem Schlossherrn, und die musste sie auf jeden Fall einhalten. Alles andere wäre unhöflich. Welcher Teufel hatte sie bloß geritten, als sie Hubertus von Greven um ein Gespräch gebeten hatte? Sie wusste es selbst nicht mehr, und es kam ihr auf einmal als sehr unangemessen vor. Alexandra kannte den Grafen gut, sie mochte ihn, und sie hatte auch überhaupt keinen Zweifel daran, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte. So eng waren sie nun auch nicht miteinander, um über höchst persönliche Dinge zu sprechen. Und genau das wollte sie tun! Vielleicht wäre sie sehr viel unbefangener zum Schloss gegangen, wenn sie nicht diese Regieanweisungen ihrer Schwester und ihres Schwagers mit auf den Weg bekommen hätte. Sie konnte schon verstehen, dass Sabrina und Elmar wissen wollten, welche Rolle die junge Ariane im Leben von Graf Hubertus spielte. Aber, warum zum Teufel, fragten sie ihn nicht selbst? Als ruchbar geworden war, dass sie den Grafen treffen würde, waren sie über sie hergefallen wie die Geier auf ein Stück Aas. Sabrina hatte ihr gesagt, was sie tun und fragen sollte, und Elmar hatte seine Frau darin sogar noch übertroffen. Es fehlte nicht viel, da hätte er ihr einen Zettel mit seinen Fragen mitgegeben und sie vorher noch einmal abgefragt, ob sie auch alles begriffen und behalten hatte, ganz so, wie ein Lehrer in der Schule. Alexandra schüttelte den Kopf. Nein! Sie musste vergessen, was Sabrina und Elmar ihr mit auf den Weg gegeben hatten.