Das Büchlein »Die Erotik« bildet den Höhepunkt von Lou Andreas-Salomés vorfreudianischer Essayistik zur Geschlechterfrage. In ihm verbinden sich Einflüsse aus Wilhelm Bölsches »Liebesleben in der Natur« mit ihrer eigenen physiologisch-mystischen Lebensphilosophie vor dem Hintergrund der sich neu formenden Sexualwissenschaften.
Der Essay umkreist den Themenkomplex »Erotik – Sexualität – Liebe« auf sozialer, geschlechtlicher, kultureller und biologischer Ebene. Dabei wird der Erotik bzw. der Geschlechterliebe eine katalysatorische Urkraft zugesprochen, die dem Individuum eine Rückführung zu spirituellen Einheitserfahrungen ermöglicht.
Um das Unaussprechliche der »unio mystica« verbal auszudrücken, bedient sich die Autorin einer metaphorischen Sprache, die Raum schafft für weitere Untersuchungen zum Diskurs einer (weiblichen) Essayistik der Moderne.