Das Urteil der Leichenschau lautete: "Lätitia Woodriff ist an Morphiumvergiftung gestorben. Es liegt uns kein genügender
Beweis vor, wie sie das Gift genommen oder wer es ihr beigebracht hat. Wir können daher nur den durch den Verlust seiner
Tochter so schwer betroffenen Vater, Herrn Woodriff, unsrer aufrichtigen Teilnahme versichern."
Die Leichenschau war außer stande gewesen, das geheimnisvolle Rätsel zu ergründen. Nachdem die Leute ihren
Wahrspruch abgegeben hatten, verließen sie mit geräuschlosem Tritt und ernster Miene das Trauerhaus. John Woodriff aber
schlich leise, als fürchte er, sein totes Kind zu wecken, in das Zimmer zurück, wo die schöne Leiche lag. Mit ängstlicher
Scheu berührte er das kalte, weiße Händchen auf dem Deckbett und sah in das ruhige Antlitz, dessen bleiche Lippen noch im
Tode lächelten. Die holde Tochter, der Liebling und die Freude seines Herzens, schien ihm auf einmal in so unermeßliche
Ferne entrückt, daß selbst seine Gedanken ihr nicht folgen konnten. Es war nicht mehr sein Kind, mit dem ihn die innigste
Liebe verbunden hatte, das kalt und leblos vor ihm lag. Ein reiner, heiliger Engel schwebte durchs Zimmer. Seine
warmherzige, muntere und zärtliche Letty hatte er auf immer verloren.