Wie haben ehemalige NS-Zwangsarbeitende in ihren Herkunftsländern, in Deutschland und in Auswanderungsländern nach 1945 im Kontext der jeweiligen Gesellschaftsordnungen, politischen Systeme und Erinnerungskulturen ihre Erfahrungen verarbeitet und gedeutet? Aufbauend auf vergleichenden empirischen Befunden kontrastiert der Autor fachwissenschaftlich geprägte und gesellschaftlich gewachsene Verständnisse von Zwangsarbeit mit den subjektiven Blicken der Betroffenen und analysiert das Verhältnis von individualisierter und sozialer Erinnerung. Ehemalige Zwangsarbeitende mussten teilweise lebenslang um ihre Anerkennung als NS-Opfer kämpfen.
Diese Bemühungen werden nun im Zenit des biographischen Horizonts bilanziert. Die Erzählungen bilden ein Widerlager zu gegenwärtigen Forschungstendenzen, nach denen der Nationalstaat als Referenzpunkt für Erinnerungen an Bedeutung verliere und Interviews nur von der Gegenwart der Erzählenden geprägt seien. Die Erinnerungen an NS-Zwangsarbeit lassen sich nicht in ein eindeutiges Helden- oder Opferschema pressen, sondern ermöglichen Einblicke in die Fähigkeit, unter widrigsten Umständen mit dem Kriegsalltag umzugehen. Dabei werden komplexe Verständnisse von Arbeit und heterogene Dimensionen des Zwangs erkennbar.