Unser Alltag lebt von Ordnung und Sicherheit schaffenden Riten. Auch wenn diese Gesten als Förmlichkeit diskreditiert wurden und tatsächlich eine Form von Macht über andere darstellen können, wird heute ihre Bedeutung für Orientierung und Sicherheit im Leben wieder geschätzt. Auch bei wichtigen Übergängen im Leben helfen Rituale das Leben zu strukturieren. Sie erscheinen wie Brücken bei einem Übergang an das neue Ufer. Die dabei üblichen Sitten und Gebräuche erinnern an die »Rites de Passage« fremder Völker, die allerdings durch ihre archaischen Formen wie die Beschneidung oder Mutproben, auch für Befremden sorgen.Nicht alle Gebräuche sind sogleich Rituale. Dazu gehört eine gewisse mythische Überhöhung und häufig auch eine religiöse Bedeutung. Sie ist in der Regel an wichtige Stationen des Lebens gebunden. Zwischen Taufe und Beerdigung gibt es viele rituelle Feiern, die das Leben begleiten und strukturieren. Sie dienen der Identitätsbildung, zeigen dem Einzelnen seinen Platz in der Gemeinschaft auf und helfen den anstehenden Lebensübergang zu gestalten. Im Umfeld dieser Entwicklungsschritte wird aber auch die seelsorgerliche oder psychologische Beratung anderer Menschen gesucht. Das kann auch damit zusammenhängen, dass viele Menschen aus einer Tradition festgefügter Lebensordnungen herausgefallen sind und nun eine Überforderung oder ein Leiden spüren, in dem sich der Wunsch äußert, sich selbst wieder finden zu können und Halt zu haben in der Beziehung zu einem Menschen oder zu Gott. Rüdiger Haar schildert, wie Ritual und Beratung verbunden werden zu einer Hilfe, die dem Menschen ermöglicht, seine Ressourcen zu entdecken und mit Zuversicht den nächsten Schritt zu gehen.