Rituale haben Hochkonjunktur. Sie reichen tief in das Seelenleben der Menschen hinein und transportieren vielfältiges, auch religiöses Erfahrungswissen. Die katholische Kirche ist zwar einer der ältesten "Anbieter" in Sachen Rituale, doch ist diese Position seit langem angefochten. Vor diesem Hintergrund tut es Not, den Erfahrungsschatz der kirchlichen Rituale neu zugänglich zu machen und seine Bedeutung für das Leben offenzulegen. Das geschieht im Konzept "ritueller Erfahrung": Ein Dialog psychoanalytischer Theorien mit theologischen Konzepten eröffnet den Frei-Raum des Rituellen als einen dritten Wirklichkeitsbereich (thirdspace), in den gleichermaßen menschliches Erleben wie die alten Glaubens- und Gotteserfahrungen Israels und des Christentums einfließen. Es wird untersucht, wie die christliche Erfahrungstradition in den kirchlichen Ritualen zugänglich wird, wie sie mit den Lebenserfahrungen der Menschen verbunden werden kann und welche neuen Erfahrungen daraus entstehen können. Mit ihrer doppelten Perspektive von Theologie und Psychoanalyse versteht sich die vorliegende Studie als ein Beitrag zum Forschungsfeld der "ritual studies".