Studien zur Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts

UngefĂ€hr eine Million Frauen kĂ€mpften von 1941 bis 1945 Seite an Seite mit ĂŒber 30 Millionen MĂ€nnern in der Roten Armee gegen die deutschen Truppen. In der Etappe wie auch in Frontpositionen leisteten sie als SowjetbĂŒrgerinnen ihren Dienst an der Waffe und waren ebenso wie die MĂ€nner den Repressionen durch die eigene FĂŒhrung und den Strapazen des Frontalltags unterworfen. Aber mehr noch: Sie waren vonseiten ihrer Kameraden zum Teil massiven sexuellen BelĂ€stigungen ausgesetzt. Bischl analysiert diese spezifische strukturelle Konstellation, in der unter den Bedingungen des Frontraums ein MĂ€nnlichkeitsdiskurs hegemonial wurde, der auf GewaltfĂ€higkeit und (sexueller) Potenz beruhte. Ohne das Wissen um diese radikalisierten GeschlechterverhĂ€ltnisse im Frontalltag lassen sich – so Bischl – die massenhaften durch Rotarmisten verĂŒbten Vergewaltigungen am Ende des Zweiten Weltkriegs nicht verstehen.