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Jessicas dunkles Geheimnis: Mitternachtsthriller

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Der Abschiedskuß hatte keinerlei Herzlichkeit. Es war noch nicht einmal ein Kuß wie unter Freunden. Es war nur eine Art Pflichtübung, weil es eben Zeugen des Abschieds gab. Und als John Corwell sich von seiner Frau Susan löste und ihr mit einem scheinbar freundlichen Lächeln zuwinkte, gehörte auch dies zum Abschiedstheater. Einem guten Beobachter wäre dabei die Gleichgültigkeit in den Augen beider aufgefallen.

Obwohl Susan Corwell nicht ganz so gleichgültig war. Ihre Einstellung zu der Einrichtung namens Ehe war eine andere als die ihres Mannes. Für ihn war ihre Ehe längst keine Einrichtung mehr, sondern höchstens eine sehr lästige und vor allem viel zu kostspielige Bürde, die er liebend gern los geworden wäre. Aber im Falle einer Scheidung wären juristisch die Nachteile ganz auf seiner Seite gewesen. Denn Susan hätte niemals freiwillig in die Scheidung eingewilligt. Dafür war für sie die Ehe zu heilig. Irgendwo hoffte sie außerdem immer noch, ihr Mann möge eines Tages zur Besinnung kommen und zu ihr zurückkehren - ganz und nicht nur scheinbar.

Ja, das einzige Mittel, mit dem John Corwell die Bürde namens Ehe losgeworden wäre, hieß Mord! Aber zwei Umstände hinderten ihn daran: Erstens war er natürlich absolut kein Mörder. Das wußte Susan, auch wenn ihr der eigene Ehemann in den letzten Jahren so fremd geworden war wie ein einst vertrauter Mensch nur fremd sein konnte. Skrupellos war John Corwell nur im Geschäftsleben, aber er verabscheute zutiefst jegliche Art von Gewalt - nach wie vor, wie Susan fest glaubte.