Pfarrer mußten sich nach dem Krieg in eine völlig neue Rolle finden. Von der SED diffamiert und mit einer massiven Entkirchlichung der Gesellschaft konfrontiert, fungierten sie oft als Vermittler zwischen einzelnen Bürgern und dem Staat. Sie ver-mieden einerseits jede Parteinahme und jedes Engagement in Bezug auf dessen Angelegenheiten und suchten andererseits die Kirche als letzten Ort freier Meinungsäußerung zu erhalten.
Wie gelang es den Pfarrern in der Ulbricht-Zeit, ihre berufliche Autonomie gegenüber dem Regime zu wahren und zu gestalten? Der Autor betrachtet dabei nicht so sehr einzelne Exponenten, die in offenen Widerstand traten, sondern die Berufsgruppe: ihr Selbstverständnis, ihre Berufspraxis und Lebensplanung, den amtsinternen Meinungsbildungsprozeß, die Integration und Disziplinierung.
Christian Halbrocks auf breite Quellenkenntnis gestützte Untersuchung der evangelischen Pfarrer in der DDR erfolgt vor dem Hintergrund und im Vergleich der ganz anderen Entwicklung der katholischen Priesterschaft in Polen, in der Tschechoslowakei und in Ungarn.