Gerne glauben wir daran, dass sich unser Leben in ruhigen Bahnen im Sinne einer stetigen Weiterentwicklung vollzieht und wir diesen Lebensprozess langfristig planen können. Und das ist gut so. Ohne diese positive und hoffnungsvolle Erwartung wäre es schwierig durch den Tag zu kommen. Die Realität zeigt jedoch ein anderes Bild: Die meisten Menschen werden in ihrem Lebenslauf mit schweren Belastungen konfrontiert und müssen herausfordernde Krisensituationen bewältigen. Gesundheitliche Probleme, psychische Ausnahmesituationen, die Folgen von Unfällen oder der altersbedingte Abbau der Leistungsfähigkeit wirken auf sie ein. Krisenzeiten sind häufig verbunden mit einer Abnahme der Leistungs- und Arbeitsfähigkeit bis hin zum Verlust dieser. Sie wirken sich meistens zusätzlich auf das berufliche Leben des Betroffenen aus. Persönliche Krisen werden so in der Regel zur Herausforderungen für die Arbeitgeber.
Die vorliegende Ausgabe unserer Zeitschrift beschäftigt sich im Schwerpunkt mit diesem wichtigen Teilbereich der beruflichen Rehabilitation: Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es, dass eine persönliche Krise oder Beeinträchtigung nicht zum Verlust des Arbeitsplatzes führt und wie kann es gelingen, Krisenzeiten so zu bewältigen, dass ein erneuter Einstieg in das Arbeitsleben wieder möglich wird? Heute werden diese beiden Prozesse mit den Anglizismen "stay at work" und "return to work" markant gekennzeichnet.
Die Beiträge des Hefts beschreiben ein gelingendes Betriebliches Eingliederungsmanagement sowohl im Bereich der Prävention wie auch beim Wiedereinstieg in die Arbeit aus Sicht der Leistungsträger. Sie beschäftigen sich mit neuen Ansätzen des Disability Managements für Betroffene und innovativen Angeboten der beruflichen und medizinischen Rehabilitation. Aus dem Bereich der Leistungserbringer schildern die Berufsförderungswerke ihre Arbeit zur Wiederherstellung der Beschäftigungsfähigkeit für den Allgemeinen Arbeitsmarkt. Ein Jugendwerk stellt seine Leistungen für junge Menschen mit neurologischen Erkrankungen in Kooperation mit Berufsbildungswerken vor. In der Rubrik "Arbeit und Praxis" werden Erkenntnisse eines Forschungsprojekts zu Lernprozessen an den beruflichen Schwellen mit ihren besonderen Herausforderungen und die Potenziale von 3D-Druckverfahren für Menschen mit psychischen Problemen beleuchtet. Am Ende des Hefts wird das Portal Leando des Bundesinstituts für Berufsbildung vorgestellt.
Ein zentrales Merkmal von Krisen ist es, dass sie bewältigt werden können. Rehabilitative Ansätze des "stay at work" oder des "return to work" tragen dazu bei, dass Krisen nicht zum dauerhaften Ausschluss aus dem Arbeitsleben führen müssen. Die rehabilitativen Möglichkeiten sind dabei vielfältiger, als den meisten von uns bewusst ist.