Wie Hölderlins Menon klagt, im Begriff seine Diotima zu verlieren, so klagt als elegischer Urheber der Dichter über die Zeitverhältnisse und
die Zeit an sich. Die Zeit als Katalysator des Wandels, als Bringer von Verlusten und als vergänglich-dauerndes Medium, durch das sich Zeichen aus Zukunft setzen – diese temporalen Qualitäten gehören zum poetischen Material. Neben allen mittelbaren oder expliziten Reflexionen von Zeitwerten blieb für Hölderlin das Versmaß der entscheidende Indikator für sein Zeitgefühl. Dieser Turmvortrag widmet sich der Deutung einzelner Aspekte der Zeit-Kritik im Werk Hölderlins, deren Brisanz ihn zum poetisch-bleibenden Zeitzeugen und Zeitgenossen
macht.