Eine Reisetasche voller Magie
Der international renommierte Schriftsteller Boris Sandler entführt mit seinen Erzählungen in eine vielfach vergessene Welt, deren Drehscheibe hierzulande einst Wien war: in jene der jiddischen Sprache und Kultur. Geschickt versteht er es in seinen Erzählungen, Reales und Fiktives zu verweben, Skurriles und Wehmütiges dazu zu packen, die Wärme jüdischer Familien mit der Kälte der politischen Ereignisse im Umfeld des Zweiten Weltkrieges zu mischen und sowohl dem – vom Autor selbst erlebten – sowjetischen Alltag unter Stalin als auch den Schicksalen von jüdischen Emigrant*innen in Israel und den USA nachzuspüren.
Alle Protagonist*innen bringen einen Koffer voller kurioser Erinnerungen und Magie mit: Da fährt ein ungeborenes Kind in einem Soldatenzug zur Front, um sich seinen künftigen Vater auszusuchen. Da lässt sich ein jüdischer Lausbub von einem Dieb das faszinierende Handwerk erklären. Da werden Nasen bei Nacht selbstständig, Diamanten wachsen in Kartoffelschalen und Spiegelbilder führen ein Eigenleben.
Das Glück ist oft zum Greifen nah, und wird doch nicht erkannt. Auch Erinnerungen machen glücklich, heißt es. Was aber tun, wenn man sich immer nur an einen Tag zurückerinnern kann?
Die einst dominierende Sprache der österreichischen Jüdinnen und Juden in deutscher Übersetzung
Vielschichtige Verarbeitung von Migration und Trauma