Transatlantica, Volume 9

In allen Autobiographien von jĂŒdischen österreichischen FlĂŒchtlingen vor, wĂ€hrend und nach des Zweiten Weltkriegs spielt das Thema des IdentitĂ€tsverlusts, der Heimat- und Rastlosigkeit und des inneren Wandels eine zentrale Rolle. Viele dieser Autobiographinnen und Autobiographen verloren nicht nur Familienangehörige, sondern auch ihre österreichische IdentitĂ€t. Beispielsweise war ihre Muttersprache plötzlich auch die Sprache des Feindes. Einige exilierte JĂŒdinnen und Juden beschlossen daher, nicht mehr Deutsch zu sprechen. Andere waren gegenteiliger Ansicht und hingen an ihrer Muttersprache als oft letzten Besitz und letzten Teil ihrer österreichischen IdentitĂ€t. Dominik Hofmann-Wellenhof geht, anhand der Autobiographien von Ruth KlĂŒger (weiter leben. Eine Jugend) und Frederic Morton (Runaway Waltz), vorrangig der Frage nach, wie die beiden Autoren den Verlust ihrer alten IdentitĂ€ten ĂŒberwanden und die Herausforderung der IdentitĂ€tskonstruktion in Amerika literarisch verarbeiteten. Welche narrativen Methoden kommen zur Anwendung, welche Erlebnisse werden betont, welche Aspekte ausgespart? Der Autor deckt die in weiter leben und Runaway Waltz teils explizit geschilderten, teils implizit spĂŒrbar gemachten IdentitĂ€tskrisen der Autobiographin bzw. des Autobiographen auf. Verschiedene Möglichkeiten der literarischen Aufarbeitung von IdentitĂ€tskrisen, welche ins Exil Vertriebene unvermeidlich erleiden, werden aufgezeigt. Neben einer theoretischen EinfĂŒhrung in die Thematik und den literarischen Analysen der Autobiographien finden sich im Buch auch unveröffentlichte Interviews mit den Autoren.