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Der siebente Winter

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WĂ€hrend seines langersehnten Urlaubs erlebt Siegfried Korn eine böse Überraschung. Auf den Geldtransport seines Kombinats wird ein Überfall verĂŒbt. Und dieser Überfall lĂ€uft genau nach dem Muster ab, den er sich vor vielen Jahren mit drei ehemaligen Studienkollegen im Suff und aus Jux und Dallerei ausgedacht hatte.

LESEPROBE:

FrĂŒher hatten sie ĂŒber die gleichen Witze gelacht und in Mittweida nebeneinander in Ehebetten geschlafen, ohne dass ihm an Hannes jemals eine besondere Neigung aufgefallen war. Der Gedanke daran entlockte ihm jetzt unwillkĂŒrlich ein Grinsen.

Korn startete den Wartburg und fuhr in nördlicher Richtung auf die Invalidenstraße zu. Er kannte sich nicht gut aus in diesem Teil der Stadt, und es herrschte bereits reger Feierabendverkehr, der seine Aufmerksamkeit forderte. Dennoch ging ihm im Kopf die Frage herum, von wem er erfahren konnte, was seit gestern beim RIF tatsĂ€chlich passiert war? Von Androsch gewiss ebenso wenig wie von Hadank. Die saßen vermutlich als permanent tagender Krisenstab in Hadanks BĂŒro beisammen und vermissten ihn. Und Adelheid hatte der Major wegen dieser dĂ€mlichen TerminĂ€nderung im Visier.

Die Sache stank. Irgendwie musste herauszukriegen sein, wer es auf das Geld abgesehen hatte. Sosehr der Gedanke auch schmerzte: Der SchlĂŒssel fĂŒr den RaubĂŒberfall konnte nur beim RIF liegen; nicht bei Graubaum oder Rosanke. Oder bei Ulf Dettenberg. Den Morgenbesuch hĂ€tte er sich schenken können. Eine Schnapsidee, Ulf mit einer solchen RĂ€uberpistole zu ĂŒberfallen. Kein Wunder, dass er sich beunruhigt fĂŒhlte.

Und dann kam ihm Cordula Landgraf in den Sinn. Die SekretÀrinnen sind die wahre Macht in jedem funktionierenden Betrieb.

Das Haus, in dem Cordula Landgraf wohnte, fand Korn wieder, obwohl eine HaustĂŒr in der Straßenzeile aussah wie die andere und es bereits dunkelte. Zwei-, dreimal war er bei ihr gewesen, um dringende Arbeiten zu bringen oder abzuholen, wenn Cordulas Tochter krank war. Das lag Jahre zurĂŒck. Und vor beinahe ebenso langer Zeit, nach einem Kollektivabend in einem Pankower Nobelschuppen Ă  la ‚Nina‘, hatte er vor dieser HaustĂŒr ein halbes StĂŒndchen mit Cordula gestanden und sich schließlich mit einem zĂŒchtigen Wangenkuss von ihr verabschiedet.

Er mochte sie, das gab er unumwunden zu. Nur hatte ihn noch nie jemand danach gefragt. Seltsamerweise nicht einmal Regina, die frĂŒher gelegentlich Regungen von Eifersucht gezeigt hatte.